Knie-Endoprothetik
„Drei bis sechs Monate nach der Operation empfindet der Körper das neue Gelenk als echte Verbesserung“
Die Knie-Endprothetik hat in Deutschland eine sehr hohe Qualität erreicht. Pro Jahr werden hierzulande mehr als 160.000 kniegelenksersetzende Operationen durchgeführt. Betroffene Frauen und Männer erlangen durch das künstliche Gelenk wieder Wohlbefinden und Lebensqualität. Mit sporthopaedicum-Kniespezialist PD Dr. Bernd Preininger haben wir über Probleme mit den Knien und die Chancen und Risiken eines künstlichen Kniegelenks gesprochen.
Wie normal sind Knie-Schmerzen?
Das Knie ist ein Gelenk der Superlative. Es ist bereits bei Alltagstätigkeiten sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Fast bei jedem stellen sich im Laufe der Zeit Abnutzungserscheinungen ein, die aber
nicht immer gleich schmerzhaft in Erscheinung treten. Viel hängt von der muskulären Stabilisierung des Knies aber auch vom allgemeinen Gesundheitszustand ab. Im Lauf des Lebens berichtet ein hoher
Prozentsatz der Menschen über Schmerzen in den Knien.
Täuscht der Eindruck, oder haben die Menschen heute öfter Probleme mit den Knien als früher?
Die Problematik tritt gleich häufig auf. Heute wird aber früher ein Arzt aufgesucht. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass die Möglichkeiten der medizinischen Versorgung heute viel besser sind. Aber es ist heute auch akzeptierter, dass man zum Arzt geht, wenn man Schmerzen oder Probleme hat.
Wann raten Sie zum Besuch beim Orthopäden?
Die Entscheidung muss jeder selber treffen. Die kann ich als Arzt niemandem abnehmen. Wenn ich mich aber in meinem Alltagsleben wegen Schmerzen an den Knien eingeschränkt fühle, wenn ich Dinge, die
mir wichtig sind und Freude bereiten, nicht mehr machen kann und wenn das vielleicht sogar zur Belastung wird, dann sollte ich mir ärztlichen Rat holen. Jedenfalls sollten die Probleme nicht
chronisch werden.
Viele Patienten haben Angst, dass der Orthopäde ihnen gleich zu einer Operation rät. Wie berechtigt ist diese Sorge?
Aufgrund von hohen und steigenden OP-Zahlen hat sich diese Sorge in den Köpfen verankert. Unser Ansatz im sporthopaedicum ist aber ein anderer. Wir stehen für eine sinnvolle und umfassende Beratung.
Dafür gehen wir nach einem Stufenmodell vor. Wir versuchen die Probleme zunächst mit einer konservativen Therapie zu lösen. Nur wenn sich hier nicht die vom Patienten erwünschen Erwartungen erfüllen
und sich die Therapieerfolge nicht einstellen, beraten wir unsere Patienten hinsichtlich einer Operation. Die Operation ist aber immer erst der letzte Schritt.
Wann steht eine Operation an?
Eine Operation ist sicherlich dann sinnvoll, wenn ein Patient oft oder dauernd starke Schmerzmittel nehmen muss, um seinen Alltag zu ertragen. Schmerzmittel belasten auf Dauer den Organismus und
können Organe schädigen. Und auch wenn das Kniegelenk beginnt steif zu werden, wenn der Patient es nicht mehr beugen und strecken kann, sollte man ernsthaft über eine OP nachdenken.
Muss man mindestens ein gewisses Alter erreicht haben, ab dem Sie erst zu einer OP raten?
Der Kniegelenksersatz hat mit dem Alter grundsätzlich zuerst einmal nichts zu tun. Wenn das Kniegelenk abgenutzt und der Leidensdruck zu groß ist und die konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft
sind, dann sollte man das auch in jüngeren Jahren schon machen.
Auch wenn eine gelenkersetzende Operation unausweichlich ist, warten trotzdem viele Menschen noch mit der Operation. Was sind die Folgen, wenn ich zu lange warte?
Je länger man wartet, desto mehr verkürzen sich Muskeln, Sehnen, Bänder und die Gelenkkapsel. Das macht eine OP aufwändiger. Und es kann bei der OP dann auch eher zu Komplikationen kommen.
Wie wichtig ist die Erfahrung des Operateurs für den Erfolg eines solchen Eingriffs?
Es empfiehlt sich, dafür einen Spezialisten aufzusuchen. Es gibt heute eine breite Palette unterschiedlicher Implantate und Materialien und schließlich ist auch jeder Mensch individuell. Die Erfahrung des Operateurs ist aber nach wie vor das Wichtigste. Schließlich berät er den Patienten zum richtigen Implantat und zum richtigen Operationszeitpunkt und wendet dann die korrekte Operationstechnik an sodass optimale Ergebnisse erzielt werden können. In den vergangen zehn Jahren habe ich mich sehr intensiv und fast ausschließlich mit dem Thema künstlicher Kniegelenkersatz auseinandergesetzt und sicherlich an die tausend Knie-Operationen durchgeführt.
Künstliche Gelenke halten aber nicht ewig.
Ein Ersatzteil ist nie so gut wie das Original. Ein künstliches Kniegelenk hat ein Ablaufdatum. Die Prothesenregister zeigen aber sehr gute Haltbarkeitswerte und wir können davon ausgehen, dass unsere neuen Prothesen noch besser vom Körper angenommen werden. Derzeit sind 95 Prozent der künstlichen Gelenke zehn Jahre nach der OP noch im Körper. Nach 20 Jahren sind es immer noch 90 Prozent.
Wie kompliziert ist es, ein bereits erneuertes Gelenk beispielsweise nach 20 Jahren noch einmal zu ersetzen?
Der Austausch eines künstlichen Gelenks ist ein wenig komplizierter und facettenreicher als die erste OP. Vor allem aber ist es wichtig, vor der Wechsel-Operation die Ursachen des Prothesenversagens
genau abzuklären. Hat sich das Gelenk aufgrund der Zeit, die es im Körper war, abgenutzt? Oder spielten mechanische oder biologische Faktoren eine besondere Rolle? In einem Beratungsgespräch sollten
dann die Erfolgsaussichten einer Wechseloperation erläutert werden. Der Patient muss genau wissen, welche OP geplant ist und wie die Nachbehandlung aussieht. Wie viel und oft muss er beispielsweise
trainieren. Oder muss er vielleicht auch deutlich an Gewicht abnehmen.
Sie selbst haben in einer wissenschaftlichen Untersuchung den Beitrag von innovativen Regenerationsmethoden auf die Optimierung der Gelenksersatzergebnisse untersucht. Wie wichtig ist die
richtige Reha nach einer gelenksersetzenden Operation?
Die Reha dient dazu, nach der Operation dem Körper zu helfen, sich an das neue Gelenk zu gewöhnen und den Bewegungsapparat wieder zu harmonisieren. Die Muskulatur muss wieder gestärkt und der
Bewegungsablauf wieder fein koordiniert werden, sodass nicht aufgrund eines Ungleichgewichts Schmerzen an anderer Stelle entstehen. Das braucht seine Zeit: Zwei bis drei Monate nach der OP fängt der
Patient an, davon zu profitieren. Nach drei bis sechs Monaten hat der Körper sich soweit daran gewöhnt, dass er beginnt, das neue Gelenk als echte Verbesserung zu empfinden.
sporthopaedicum Regensburg
Telefon: (0941) 46 39 29 12
www.sporthopaedicum.de
Zur Person:
PD Dr. Bernd Preininger ist auf die Therapie von Verschleißerkrankungen des Kniegelenkes spezialisiert. Gelenkerhaltende Eingriffe, sog. Umstellungsoperationen, der Teilgelenkersatz sowie der komplette Kniegelenkersatz machen den Hauptteil seiner Tätigkeit aus. Darüber hinaus verfügt PD Dr. Preininger über fundierte Kenntnisse und umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der Wechseloperationen von Kniegelenkprothesen. Aufgrund seiner ausgewiesenen Expertise im Bereich der Knieendoprothetik ist Dr. Preininger national und international wissenschaftlich und in der Weiterbildung orthopädischer Kollegen, sowie als Instruktor auf einschlägigen Operationskursen tätig. In seiner Habilitationschrift zur Erlangung seiner Lehrbefugnis beschäftigte er sich u.a. mit Zusammenhangsanalysen und innovativen Regenerationsmethoden zur Ergebnisoptimierung für den Patienten nach künstlichem Gelenkersatz.